Aktuell – Klangrausch mit Frank Martin

Canturia und Cantaurora Bild: Peter Lüthi
Frank Martin

Die Messe für zwei vierstimmige Chöre a cappella von Frank Martin ist ein besonderes Klangerlebnis, das die Zuhörerschaft berauschen und in mystische Sphären tragen kann. Wir singen die Messe sowie Lied-Raritäten des herausragenden Schweizer Komponisten am 30. August in der Augustinerkirche in Zürich, am 31. August in der Heiligkreuzkirche in Chur und am 1. September in der katholischen Kirche Thusis.

«Ich erlebe diese Doppelchor-Messe wie eine Klanglandschaft», sagt Lisa May-Appenzeller. «Für mich malen die verschiedenen Stimmgruppen auf eigenen Ebenen, die sich in ihrer Gesamtheit zu einem dichten und zuweilen berauschenden Klangerlebnis verbinden». Ein Grund für die Magie dieser Komposition ist für die Dirigentin und Sängerin der enorme Reichtum verschiedenster harmonischer und rhythmischer Elemente, die gleichzeitig erklingen und damit eine hohe emotionale Wirkung erzeugen. Als Beispiel dafür nennt sie etwa das Benedictus: Während drei Stimmen des einen Chores mit rhythmischen Akkorden den Boden legen, bewegt sich der zweite Chor im Terzett mit spannungsvollen Disharmonien darüber, während die Sopranregister beider Chöre abwechselnd mit melodischen Einwürfen Akzente setzen. 

40 Jahre Dornröschenschlaf
Der 1890 in Genf geborene Frank Martin wollte seine Doppelchor-Messe eigentlich nicht veröffentlichen und hielt sie 40 Jahre lang unter Verschluss. Nach seinen eigenen Worten war die Komposition «eine Angelegenheit zwischen Gott und mir». Dass das Werk 1962 doch noch an die Öffentlichkeit gelangte, ist der Aufmerksamkeit eines Musikverlegers zu verdanken. Gemäss Peter Appenzeller ist das Werk Ausdruck der Suche des Komponisten nach seiner ganz persönlichen Religiosität. 

Schulmusiker Appenzeller räumt Frank Martin eine herausragende und eigenständige Stellung ein unter den Komponisten des Übergangs von der Spätromantik in die Moderne. «Für mich hat Martin ein spezielles Flair dafür, die Musikgeschichte nachzuvollziehen und in seinen Werken zu verweben. Mit musikalischer Genialität und Elementen aus der Pentatonik, der Gregorianik und den Kirchentonarten, aber auch aus dem Barock, der Klassik und der Romantik führt er mit neuer Rhythmik in die Moderne. Dadurch lässt er das Publikum im Unterschied zu vielen seiner Zeitgenossen seine Musik verstehen. Als einer der Pioniere von Clusterklängen führt er in seinen Kompositionen nach musikalischen Erschütterungen immer wieder in wohltuende Klangwolken und Harmonien.»  

Raritäten von Frank Martin 

Neben der Doppelchor-Messe werden wir auch Lieder zu verschiedensten Themen singen, vom Trinklied bis zu Kompositionen aus dem Tierreich oder der Volksmusik.

Ausführende

Vokalensembles Cantaurora und Canturia
Lisa May-Appenzeller und Peter Appenzeller, Leitung

Daten

Freitag, 30. August, Zürich, Augustinerkirche, 20h
Samstag, 31. August, Chur, Heiligkreuzkirche, 20h
Sonntag, 1. September, Thusis, katholische Kirche, 17h

Infos

Eintritt Fr. 30.—, Jugend in Ausbildung Fr. 20.—, bis 16 Jahre freier Eintritt
Abendkasse: 1 h vor Konzertbeginn